Sparen und effektiv werden

 

Kirchenkreise Kirchhain und Marburg jetzt mit einem Kirchenkreisamt

 

Von Karl-Günter Balzer

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des evangelischen Kirchenkreisamtes Kirchhain-Marburg (Foto: Karl-Günter Balzer).

Marburg. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein banaler Vorgang: Zwei Ämter wachsen zusammen – was ist schon dabei? Der zweite Blick registriert eine große und namhafte Schar von Gratulanten aus Politik und Kirche. Zwei Ämter wachsen zusammen – das ist wohl doch etwas Besonderes. Dies wurde in der Festveranstaltung am vergangenen Dienstag deutlich, zu der sich im Hans-von-Soden-Haus 120 Personen versammelt hatten, um die Fusion des Kirchenkreisamtes Kirchhain - Marburg und Stadtkirchenamtes Marburg zu feiern.

 

Natürlich spielen die Finanzen eine Rolle. Und natürlich spielt auch der demographische Wandel, der zu sinkenden Zahlen bei den Kirchengliedern führt, eine Rolle. Deshalb hat sich die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) auf den Weg gemacht, ihre Strukturen den neuen Gegebenheiten anzupassen und sie zukunftsfähig zu gestalten, so Dr. Volker Knöppel, Vizepräsident der EKKW,. Knöppel lobte, dass die beiden Kirchenkreise Kirchhain und Marburg innerhalb der Landeskirche eine Vorreiterrolle übernommen hätten. „Sie haben die Strukturveränderungen als eine Chance begriffen!“, rief der Vizepräsident denen zu, die die Fusion begleitet und gestaltet haben.

 

Dies sind namentlich die Dekane Burkhard zur Nieden (Marburg) und Hermann Köhler (Kirchhain), sowie die Leiter der bisherigen Ämter Gerhard Rödiger und Heiko Manz. Die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Gisela Tausch, wies auf die enormen Belastungen hin, denen die 60 Mitarbeiter durch die ständigen Veränderungen ausgesetzt seien. Der Dank an diese wurde durch Propst Helmut Wöllenstein formuliert, der ihnen wünschte, dass Zeit und Fehler dazugehören dürfen. Auch Dekan zur Nieden formulierte seinen Dank und lobte, dass die Mitarbeiter nicht einfach nur einen guten Job machen würden, sondern ihren Beruf im Sinne einer Berufung ausübten.

 

Der Erste Beigeordnete des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Marian Zachow, stellte fest, dass die reibungslose Fusionierung der beiden Ämter Landratsamt durchaus zu Erstaunen und Anerkennung geführt habe. Den evangelischen Kirchenkreisen sei es gelungen, beispielhaft zu zeigen, dass es möglich ist, in einer Verwaltung gleichzeitig zu sparen und effektiver zu werden. Der Marburger Bürgermeister Dr. Franz Kahle wies auf die gute Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche als freiem Träger hin und hob dabei insbesondere den Bereich der Kindertagesstätten hervor. Klar gebe es auch einmal Meinungsverschiedenheiten, aber die Öffentlichkeit erwarte, dass Kirchen und Kommunen gut zusammen arbeiten. Dies wurde auch von dem Weimarer Bürgermeister Peter Eidam als Sprecher der Bürgermeister in der Region unterstrichen: „Wir müssen den Weg in die Zukunft gemeinsam gehen.“

 

Die Grundlagen der Zusammenarbeit von kommunaler und kirchlicher Arbeit analysierte Prof. Dr. Jochen-Christoph Kaiser. Das sogenannte Subsidiaritätsprinzip garantiere einen Vorrang für freie Träger bei der Ausführung sozialer Aufgaben. Dies sei einerseits historisch bedingt, solle aber gleichzeitig vor einem  „Vater-Staat“ schützen, der sorge und bevormunde. Kaiser beklagte, dass es auch heute noch Tendenzen gebe, Menschen, die in Not geraten und auf öffentliche Hilfe angewiesen sind, in ihren Rechten einzuschränken. Die Kirchen forderte er auf, sich zum Anwalt für Flüchtlinge und  Menschen zu machen, die keine Stimme hätten. Dies entspreche dem christlichen Menschenbild. (02.07.2014)

Bildgalerie (alle Fotos: Karl-Günter Balzer)