Suchtvorbeugung ist eine Herkulesaufgabe


Die Fachstelle für Suchtprävention feierte 20-jähriges Jubiläum


Von Karl-Günter Balzer
Alena Weitzel vor der Festgemeinde (Foto: Karl-Günter Balzer)
Alena Weitzel vor der Festgemeinde (Foto: Karl-Günter Balzer)

Stadtallendorf. Etwa 30.000 Menschen im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind süchtig. Auf den ersten Plätzen stehen dabei die Abhängigkeiten von Nikotin (16.200), Alkohol (5.300) und Tabletten (4.100). Mit weitem Abstand folgen bei den Süchten das Internet (1.650), Glücksspiel (800), Heroin (440) und weitere harte Drogen. Es sind statistisch errechnete Zahlen, die Wolfgang Schmidt-Rosengarten, Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtgefahren, vorträgt. Aber hinter jeder einzelnen Ziffer steht ein Mensch. Und nicht allein dieser Mensch leidet, sondern auch seine Umgebung ist betroffen: Partner, Kinder, Familie, Menschen im sozialen Umfeld.

 

Wie wäre es, wenn es erst gar nicht so weit käme, dass Menschen süchtig werden? Dieser Aufgabe stellt sich die Fachstelle für Suchtprävention in Stadtallendorf. Seit 20 Jahren gibt es die Einrichtung, seit 10 Jahren ist sie in kirchlicher Trägerschaft beim Diakonischen Werk Oberhessen (DWO). Und so begrüßte Diakoniepfarrer Ulrich Kling-Böhm am Donnerstag (15.10.) im Jugendhaus der Stadt Stadtallendorf die Gäste zu einer Feierstunde. „Wir kleben keine Pflaster“ führte Kling-Böhm aus, „sondern wir handeln vorbeugend.“

 

Es sei eine unglaublich schwere Aufgabe, präventiv gegen Süchte aktiv zu werden, stellte Wolfgang Schmidt-Rosengarten in seinem Festvortrag fest. Das sei eines Herkules würdig. Es gehe ja darum, etwas zu finanzieren, was noch nicht eingetreten sei, um zu verhindern, dass es je eintritt. Wenn das sprichwörtliche Kind erst in den Brunnen gefallen sei, also ein Mensch süchtig geworden ist, dann muss geholfen werden. Und das sei sehr teuer. Schmidt-Rosengarten konnte mit konkreten Zahlen aufwarten, die er aus einer Studie des Schweizer Gesundheitsamtes zitierte: Jeder Euro, der in die Suchtvorbeugung hineingesteckt wird, führt zu einer Einsparung. Die Behandlung von Alkoholabhängigen kostet die Gesellschaft das 23-fache und von Rauchern das 41-fache der Präventionskosten.

 

Das war indirekt ein dickes Lob für die anwesenden Politiker, die die Fachstelle für Suchtprävention mitfinanzieren. „Wir arbeiten super zusammen“, stellte Landrätin Kirsten Fründt fest und lobte die vernetzte Arbeit der Einrichtung. Sie ist mittlerweile weit über Stadtallendorf hinaus für den Landkreis Marburg-Biedenkopf zuständig. Auch die anwesenden Bürgermeister, die durch Stadtallendorfs Christian Somogy und Marburgs Dr. Franz Kahle ihre Grüße ausrichteten, schlossen sich dieser Würdigung an.

Eine musikalische Entdeckung waren die 13-jährige Marie Biletic und die 14-jährige Alena Weitzel.  Mit einer erstaunlichen Reife und großem stimmlichen Ausdrucksvermögen interpretierten sie in Begleitung ihres Gesangs- und Gitarrenlehrers Robert Biletic Popsongs und Balladen. (16.10.2015)

 

Kontakt:

Fachstelle für Suchtprävention

Am Bahnhof 10

35260 Stadtallendorf

Telefon: 06428 7333

Weiter Informationen: www.suchtmr.de

 

Bildgalerie (alle Fotos: Karl-Günter Balzer)