Das Reformationsjubiläum kommt


Der Kirchenkreis Marburg bereitet sich auf das große Ereignis im Jahr 2017 vor


Von Karl-Günter Balzer

Dekan Burkhard zur Nieden (Foto: Karl-Günter Balzer)

 

Marburg-Wehrda. Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther laut Überlieferung 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Darin stellte er sich gegen die damalige Praxis des Ablasshandels, die behauptete, dass die Menschen durch die Zahlung von Geld Erlösung erlangen könnten. Dagegen stellte er die Gnade und Liebe Gottes, die alleine im vertrauenden Glauben dem Menschen geschenkt werde. Luthers Thesenanschlag gilt als Auslöser der Reformation in Deutschland, an deren Ende auch die ursprünglich nicht beabsichtigte Spaltung der Kirche in verschiedene Konfessionen stand. Aber auch ein neues Menschenbild ging daraus hervor, und die  Auswirkungen der Reformation strahlen aus in die Aufklärung, das Verständnis der Menschenrechte, der Freiheitsrechte, der Staatsform … bis in die heutige Zeit.

 

500 Jahre danach ist das ein Grund zu feiern. Auf der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Marburg, die am Mittwochabend (25.03.) in der Trinitatiskirche in Wehrda zusammentrat, berichtete Dekan Burkhard zur Nieden von zahlreichen Aktivitäten und Planungen: alle Bundesländer haben sich inzwischen darauf verständigt, den 31. Oktober 2017 einmalig zum gesetzlichen Feiertag zu machen. Touristische Attraktionen werden deutschlandweit entwickelt. Konzerte und Vorträge, Symposien und Tagungen,  Feste und Gottesdienste werden stattfinden. Zur Nieden rechnet fest damit, dass viele Menschen nach Deutschland und Marburg kommen werden. Marburg als Ort des Religionsgespräches von 1529 ist ein Ort der Reformation und damit zugleich einer der 80 Orte des europäischen Stationenweges der Reformation, die besonders im Blickpunkt stehen werden.

 

„Was machen wir damit?“, fragte der Dekan die Synode und fügte als Ermutigung bei: „Wir können etwas tun!“. Einige Ideen, die es bereits im Kirchenkreis gibt, wurden der Synode vorgestellt und in Arbeitsgruppen diskutiert. Unter dem Projektnamen „Tri-Polis“ stellte Uli Biskamp ein gemeinsames Projekt der evangelischen Kirchen in Prag, Zürich und Marburg vor. Prag erinnert bereits im laufenden Jahr an den tschechischen Reformator Jan Hus, der 1415 mit seinen Schriften auf dem Scheiterhaufen landete, und Zürich an Huldrych Zwingli, durch den die Reformation 1523 in die Stadt kam.  Damit werden die Reformationsfeierlichkeiten in eine erfrischende Weite stellte und von der Konzentration auf Luther und die deutschen Reformatoren weggeführt. Zwischen diesen drei Städten gibt es bereits einen regen Austausch. In den nächsten Jahren sind z. B. Kirchenvorsteherbegegnungen, Konfirmanden- und Jugendcamps, Wander- und Fahrradpilgern angedacht.                                            

 

Den Blick nach Südafrika lenkte Dr. Erich Weidner. Der dortige Partnerkirchenkreis Moretele steht als Teil der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Südafrika (ELCSA) in der erwecklichen Tradition der Hermannsburger Mission. Auch hier sind Begegnungen in beiden Ländern geplant. Weitere Impulse könnte das Lutherfest in Lohra geben, das die Kirchengemeinde bereits zweimal gefeiert hat. Es ist eine gelungene Mischung zwischen Mittelalterfest und theologischer Bildung und könnte ein Vorbild für weitere ähnliche Aktionen über den Kirchenkreis hinaus sein. Schließlich wurde noch der Blick auf das Engagement und die Betreuung von Ehrenamtlichen gelenkt, denn dem evangelischen Prinzip entsprechend  gibt es keinen besonderen geistlichen Stand gibt.

 

 

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